Ein See mit Insel, auf der eine Kirche steht – so fasst Google Maps das Szenario zusammen, dass
Touristen am beliebten Bleder See im Herzen Sloweniens geboten wird. Für uns Karpfenangler hat der
See eine viel tiefgründigere Bedeutung. Seit einigen Jahren gleicht er einer Art Pilgerstätte für
Gleichgesinnte. Im Internet kursieren hunderte Videos und noch mehr Fangbilder, entstanden an den
Ufern dieses Fleckchen Erde mit der unverkennbaren Kirche im Hintergrund. Wahrlich ein besonderer
Ort für uns Karpfenangler.

Es ist Januar 2024, als ich spontan entscheide, mir für dieses Jahr Angellizenzen für den Bleder See zu
kaufen. Ein Blick auf das bereits seit Mitternacht geöffnete Onlineportal verrät: Hier ist bereits so gut
wie jeder Tag ausverkauft, denn schließlich dürfen pro Tag maximal zehn Karpfenangler am See ihrem
Hobby nachgehen. Was in der Praxis durchaus Sinn ergibt, scheint im Vorhinein einen großen
Ansturm auf die Angelkarten auszulösen. Doch ich habe Glück und kann für den späten November
noch drei Lizenzen ergattern. Ob diese Jahreszeit gut ist? Das wird sich einige Monate später zeigen…

Zugegeben, ich fiebere förmlich dieser Kurz-Session in Slowenien entgegen. Schon lange möchte ich
den Bleder See von meiner Bucket List streichen und zudem mit Slowenien in einem für mich gänzlich
neuen Land einen Karpfen fangen. Die Anfahrt gestaltet sich zäh, aber entspannt. Erst durchquere ich
Österreich, nur um kurz hinter der slowenischen Grenze bereits das erste Mal „Bled“ auf einem Schild
zu lesen. Gut zu wissen: Sowohl in Österreich, als auch in Slowenien muss man Maut für die
Autobahnnutzung bezahlen, was mit ein paar Klicks im Internet aber kein Problem darstellt.

Als ich am Vorabend meiner Session in Bled eintreffe, entscheide ich mich erstmal, eine kurze Runde
um den See zu drehen. Ich lasse den Ort auf mich wirken und stelle mir vor, welche anglerischen
Geschichten hier in den letzten Jahren geschrieben wurden. Es ist ein besonderer Ort, soviel steht
gleich nach den ersten Metern am Ufer für mich fest! Ich komme mit einigen Anglern ins Gespräch
und mir fällt auf, dass diese meist an wenigen Stellen konzentriert anzutreffen sind. Auch die Größe
des Sees habe ich im Vorhinein falsch eingeschätzt. In einer guten Stunde hat man ihn einmal
umrundet. Im Bereich der Stadtbucht, also dem Seeteil im Dorf „Bled“, komme ich mit ein paar
Anglern aus Deutschland ins Gespräch, die in den letzten Tagen bereits gute Erfolge verbucht haben.
So richtig viele Informationen habe ich mir im Vorhinein nicht eingeholt, um möglichst neutral am
Wasser starten zu können und so beschließe ich, in diesem Seeteil am Folgetag zu beginnen.

Die Nacht ist Bitterkalt und bei -6 Grad Außentemperatur im Auto zu schlafen, ist wirklich nicht
gerade ratsam. Ich habe mich für diesen Weg entschieden, um am frühen Morgen direkt eine gute
Stelle beziehen zu können, doch kriege dafür Ende November jetzt einen eiskalten Denkzettel
verpasst. Nächstes Mal buche ich mir definitiv ein AirBnB!

Mit klammen Fingern starte ich um sechs Uhr morgens in den Tag, während sich der Ort noch im
Tiefschlaf befindet. Mit einer Markerrute untersuche ich die Bodenstrukturen und versuche, meine
beiden Ruten auf unterschiedliche Tiefen zu klippen. Dabei ist die hohe Durchschnittstiefe des
Gewässers für mich erstmal ungewohnt und bedarf etwas Eingewöhnung beim Absinken lassen der
Montage. Schließlich entscheide ich mich dafür, eine Rute kurz und eine etwas weiter, also auch tiefer
zu angeln. Die Tiefen variieren dabei zwischen 11 und 15 Meter.

Ich mache mir am Auto gerade eine heiße Tasse Tee, als meine kurze Rute einen langsamen Biss
vermeldet. „Das ist ja einfach hier“, ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt. Der Drill ist
nicht besonders spektakulär. Der Fisch ist im kalten Wasser lethargisch und folgt dem konstanten
Druck meiner 13ft Rute. Durch das tiefe Wasser unmittelbar vor mir, steht er einige Meter unter
meinen Füßen und im kristallklaren Wasser erkenne ich die Konturen meines ersten Bleder See
Karpfens. Als sich schließlich meine Keschermaschen um den Fisch schließen, fällt mir erstmal ein
großer Stein vom Herzen. Hier einen Fisch zu fangen, war das wichtigste Ziel meiner Reise und nach
wenigen Minuten Angelzeit bereits Realität geworden. Durch die Umgebungstemperatur beschlägt
meine Kamera sofort und auch wenn das entstandene Fangbild vom Mitt-30iger nicht perfekt
geworden ist, so zählt für mich der Moment und die Unversehrtheit des Fisches!

Exakt positioniere ich meine Rute erneut und füttere ein wenig hoch attraktives Futter nach. Ich
rechne schnell mit einem zweiten Biss, doch der Rest des Tages verfliegt ohne weitere Aktivität. Aber
natürlich habe ich einen Plan B in der Hinterhand und bereits am Tag meiner Ankunft eine kleine
Landzunge mit ein paar Boilies präpariert. Diesen Platz möchte ich am kommenden Tag, Tag 2, gerne
einen Besuch abstatten.

Teil 2 des Blogs aus Bled folgt… Also bleibt dabei und haltet den Blog Bereich im Auge.